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Der deutsche Kleingartenindex

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13/6/2022
Von
Gerhard Lung

Kleingärten hatten in den letzten Jahrzehnten einen eher spießigen Charakter. Nun erleben sie eine Art Renaissance. Vor allem die jüngeren Generationen in den Großstädten haben die Vorteile der grünen Parzelle für sich wiederentdeckt.

Für viele Stadtbewohner ist der Kleingarten die einzige Möglichkeit ein kleines grünes Fleckchen Erde sein Eigen zu nennen. Gerade in der Sommerzeit, wenn es in den dicht bebauten Straßen brütend heiß wird, sehnt man sich nach dem erfrischenden Grün. Eine Studie der Hochschule Geisenheim hat nun ergeben, dass Menschen mit Kleingärten die zufriedeneren Menschen sind. Wir von Halm können das Ergebnis absolut nachvollziehen und wollten nun herausfinden, in welchen deutschen Städten es sich am besten kleingärtnern lässt. Dafür haben wir die Kleingärten der 20 größten Städte Deutschlands ganz genau unter die Lupe genommen und ein Ranking der kleingartenfreundlichsten Städte erstellt.

Für das Ranking wurden die Städte in acht verschiedenen Faktoren bewertet, u. a. die Kleingartendichte, Nachfrage, durchschnittliche Größe und Pachtpreis pro Quadratmeter. Es dürfte nur wenige überraschen, dass in den Top10 der kleingartenfreundlichsten Städte sechs in den neuen Bundesländern liegen. Gerade  für DDR-Bewohner war der Kleingarten nicht nur eine willkommene Abwechslung zum Alltag sondern auch Versorgungsquelle in der von Mangelwirtschaft geplagten Republik.

Auf dem ersten Platz des Städterankings landet Magdeburg. Die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt bietet die besten Voraussetzungen um Kleingärtner oder Kleingärtnerin zu werden: Mit 6,8 Kleingärten pro 100 Einwohner bietet Magdeburg ein großzügiges Angebot. Darüber hinaus sind die Durchschnittsgrößen der Magdeburger Kleingärten im Städtevergleich am drittgrößten. Mit 440 Quadratmetern liegen die Parzellen 76 Quadratmeter über dem Durchschnitt. Der Quadratmeterpreis kostet nur 5,90 Euro und zählt somit zu den günstigsten Kleingartenrevieren Deutschlands. Leipzig landet auf dem zweiten Platz. Auf 100 Leipziger Einwohner kommen fast 7 Kleingärten. Das ist doppelt so viel wie der Durchschnitt im deutschen Städtevergleich. Zudem ist der Quadratmeterpreis mit 5,20 Euro am dritt günstigsten unter den 20 verglichenen Städten. Den dritten Platz belegt die Niedersächsische Stadt Hannover. Die Landeshauptstadt besticht mit dem größten prozentualen Flächenanteil an Kleingärten. 5,13 Prozent der Hannover Stadtfläche besteht aus Kleingärten. Zudem ist der Verkaufspreis vom Inventar mit 5,10 Euro pro Quadratmeter im Schnitt sehr günstig.

Die Bundeshauptstadt an der Spree landet nur auf dem 13. Platz des Rankings. Zwar hat Berlin mit fast 3.000 Hektar die größte Fläche und mit 73.000 Parzellen, die höchste Anzahl an Kleingärten, jedoch kommen auf 100 Einwohner nur 1,9 Kleingartenparzellen. Große Abstriche gibt es in der Hauptstadt daher für die extrem hohe Nachfrage und damit die verbundene Wartezeit sowie für die höchsten Kosten von 28 Euro je Quadratmeter. Den letzten Platz des Städtevergleichs besetzt die Bayerische Landeshauptstadt München: Pro 100 Einwohner gibt es nur 0,7 Kleingärten. Mit 250 Quadratmetern im Schnitt gibt es hier die kleinsten Parzellen unter den 20 größten Städten Deutschlands. Kein Wunder, dass die Nachfrage in München sehr hoch ist.

In der folgenden Tabelle ist der gesamte Vergleich mit allen 20 Städten zu finden:

Profi-Tipp
Halm Tipp

Methodik

Um eine Rangliste der kleingartenfreundlichsten Städte zu ermitteln, wurden die 20 größten Städte Deutschlands auf acht ausgewählte Einflussfaktoren untersucht. Alle im Folgenden beschriebenen Einflussfaktoren wurden aufgrund ihrer Aussagekraft in Bezug auf den Gegenstand der Untersuchung – die kleingartenfreundlichste Stadt – ausgewählt. Die Recherche wurde im Mai 2022 durchgeführt.

Einflussfaktoren und Quellen

Kleingartendichte

Ein wichtiger Indikator bei der Bestimmung, wie attraktiv eine Stadt für Kleingärtner ist, ist die Dichte der vorhandenen Kleingärten pro Stadt. Für den Faktor “Kleingartendichte” wurde untersucht, wie viele Kleingärten pro 100 Einwohner vorhanden sind. Die Daten über die Anzahl der Kleingärten stammen aus der Veröffentlichung “Kleingärten im Wandel” (Seite 21) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2019. Die Stadt mit der höchsten Kleingartendichte erhielt 100 Punkte, die Stadt mit der niedrigsten Dichte erhielt 0 Punkte. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100.

Kleingartenanlagen

Der Faktor “Kleingartenanlage” gibt die Anzahl der einzelnen Anlagen pro Stadt an. Die Daten über die Anzahl der Kleingärten stammen aus der Veröffentlichung “Kleingärten im Wandel” des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2019. Die Stadt mit der höchsten Anzahl an Anlagen erhielt 100 Punkte, die Stadt mit der geringsten Anzahl erhielt 0 Punkte. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100. Für die Städte, welche in der oben genannten Quellen nicht gelistet sind, wurden folgende Quellen genutzt: Leipzig, Magdeburg, Berlin, Rostock, Erfurt, Chemnitz, Bremen, Kiel, Halle (Saale), Nürnberg, Essen, Köln und München

Nachfrage

Die Nachfrage ist ein Indikator für die Wartezeit, ich manchen Städten muss man mehrere Jahre warten. Je höher die Nachfrage, desto höher die Wartezeit. Auf der Grundlage der Daten der Veröffentlichung “Kleingärten im Wandel” (Seite 27) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2019 wurde die Nachfrage in Städten wie folgt bewertet: Städte, in denen die Nachfrage als "Groß" eingestuft wurde, erhielten 0 Punkte, die mit “normaler” Nachfrage 33 Punkte, die mit “geringer” Nachfrage 67 Punkte und Städte mit “sehr geringer” Nachfrage 100 Punkte erhielten.

Anteilige Gesamtfläche 

Der Faktor "Anteilige Gesamtfläche” umfasst den prozentualen Anteil der gesamten Hektarzahl der von Kleingarten bedeckten Fläche einer Stadt. Die Daten über die Gesamtfläche stammen aus der Veröffentlichung “Kleingärten im Wandel” des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2019. Die Stadt mit der größten Kleingartenfläche erhielt 100 Punkte, während die Stadt mit der kleinsten Fläche 0 Punkte erhielt. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100. Für diese Städte wurden folgende Quellen benutzt: Lübeck, Berlin, Erfurt, Chemnitz, Kiel, Halle (Saale), Nürnberg, Essen und München.

Durchschnittliche Kleingartengröße
Auf der Grundlage der Daten aus der Recherche in “Wie viel kostet ein Kleingarten? (Seite 6) von Grünbedarf zur durchschnittlichen Fläche der einzelnen Kleingärten wurde die Stadt mit der höchsten Durchschnittsfläche mit 100 Punkten bewertet und die Stadt mit der niedrigsten Durchschnittsfläche mit 0 Punkten bewertet. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100. Dies sind die Quellen für die folgenden Städte, die in der oben genannten Recherche nicht betrachtet wurden: Frankfurt am Main, Magdeburg, München, Erfurt, Nürnberg und Münster.

Kaufpreis Inventar pro Quadratmeter
Die Daten zu den Kaufpreisen des Inventars in den verschiedenen Städten stammen aus der Recherche “Wie viel kostet ein Kleingarten?” von Grünbedarf (Seite 4). Die Stadt mit dem niedrigsten Verkaufspreis wurde mit 100 Punkten bewertet, während die Stadt, die pro Quadratmeter am teuersten ist, mit 0 Punkte bewertet wurde. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100. Das sind die Quellen für die folgenden Städte, die in der oben genannten Recherche nicht betrachtet wurden: Frankfurt am Main, Köln, Essen und Nürnberg.

Pachtzins
Die Daten zum Pachtzins pro Quadratmeter im Jahr in den verschiedenen Städten stammen aus der Veröffentlichung “Kleingärten im Wandel” des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2019. Die Stadt mit dem niedrigsten Pachtpreis wurde mit 100 Punkten bewertet, während die Stadt, die pro Quadratmeter am teuersten ist, mit 0 Punkte bewertet wurde. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100. Das sind die Quellen für die folgenden Städte, die in der oben genannten Recherche nicht betrachtet wurden: Berlin, Bremen, Chemnitz, Essen, Halle (Saale), Kiel, Köln, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Nürnberg und Rostock.

Kleingartenvereine

Informationen über vor Ort tätige Kleingartenvereine wurden für jede Stadt individuell recherchiert. Die Stadt mit den meisten Kleingartenvereinen erhielt 100 Punkte, die Stadt mit den wenigsten Kleingartenvereinen erhielt 0 Punkte. Alle anderen Städte erhielten ihrem Ergebnis entsprechend eine Bewertung zwischen 0 und 100. Diese Quellen gaben Aufschluss: Berlin, Leipzig, Hamburg, Dresden, Hannover, Bremen, Chemnitz, Frankfurt am Main, Magdeburg, Köln, Rostock, Halle (Saale), Kiel, München, Lübeck, Erfurt, Essen, Nürnberg, Dortmund, und Münster.

Berechnung und Scoring 

Um eine Rangliste zu berechnen, wurden alle Ergebnisse der untersuchten Einflussfaktoren auf einer Punkteskala von 0 bis 100 standardisiert. Die Stadt, welche im jeweiligen Einflussfaktor am besten abschnitt, erhielt die Punktzahl 100. Die Stadt, welche im jeweiligen Einflussfaktor am schlechtesten abschnitt, erhielt die Punktzahl 0. Alle anderen Städte ordneten sich entsprechend ihres Ergebnisses dazwischen ein und erhalten ebenfalls eine Punktzahl zwischen 0 und 100.

Anschließend wurden alle Punkte aus allen Einflussfaktoren addiert und dieses Endergebnis ebenfalls auf einer Punkteskala zwischen 0 und 100 standardisiert. Die Berechnung erfolgte unter Verwendung einer Normalisierungsformel.

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